Wie kann digitale Transformation und nachhaltiges Wachstum gelingen und gleichzeitig Fachkräftemangel beseitigt werden?

 

 

 

In den Unternehmen höre ich zumeist den Satz: „Bei uns zählt nur die Leistung, nicht das Geschlecht.“ Dies ist, insbesondere in MINT assoziierten Unternehmen, häufig absolut falsch. Wir haben ca. 10% weibliche Mitarbeiter in IT Unternehmen. Etwa 30% Studienanfänger in MINT Fächern sind weiblich. Nicht nur auf unserer 20ig Jahrfeier des Mainzer Unternehmerinnen Treffs in 2019 haben Expertinnen einhellig bestätigt, dass in männlich dominierten Branchen Frauen heute immer noch geringe Chancen haben, ihr Können und ihr Potential zu entfalten. Mit fatalen Folgen: Das was heute von IT-Unternehmen entworfen, gestaltet und produziert wird, wird folglich männlich geprägt sein. Damit finden weiblich geprägte Gedanken und Ideen kaum Eingang in neue Systeme und Produkte. Digitale Prozesse werden auf männliche Bedürfnisse ausgerichtet. Ist das so gewollt? Angesichts zahlreicher Studien, die nachweisen, dass geschlechterspezifische Diversität Teams heute deutlich erfolgreicher macht, sollten wir beginnen umzudenken. Dazu benötigen wir emotional intelligente Führungskräfte, die Systeme und Strukturen zulassen, in denen kreative und innovative Zusammenarbeit in gemischten Einheiten möglich sind. Das würde dazu führen, dass Innovation und Prozessoptimierung gleichzeitig möglich ist. Unternehmenswachstum wäre die Folge! Dazu müssen wir nicht nur anfangen, in unserem Bildungssystem ganz früh auch Mädchen an MINT Fächer heranzuführen, z.B. in Form einer verpflichtenden Programmiersprache, statt einer dritten Fremdsprache. Wir müssen vor allem in unserer Gesellschaft Stereotypen und geschlechterbezogene Verhaltensweisen enttarnen und verändern, damit eine geschlechterunabhängige Talentförderung gelingen kann. Nur so können, geschlechterunabhängig, die Ziele aller erreicht werden: angemessene Bezahlung, gute Entwicklungsmöglichkeiten, sinnvolle und fordernde Tätigkeit, Wertschätzung und gute Kommunikation. Ich behaupte, dass so digitale Transformation wesentlich besser gelänge und, ganz nebenbei, dem Fachkräftemangel, durch mehr weiblichen Input, erheblich entgegengewirkt würde.

 

Caren Klinke-Grallert